Der heutige Blog handelt von der Inbetriebnahme technischer Anlagen.
Die Inbetriebnahme (IBN) gebäudetechnischer Anlagen spielt eine entscheidende Rolle bei der Gewährleistung eines reibungslosen Betriebs. Sie stellt sicher, dass die Anlagen ordnungsgemäss funktionieren und den gesetzlichen Vorschriften entsprechen. Die Inbetriebnahme ist ein wichtiger Schritt, der die Grundlage für eine effiziente Nutzung des Bauwerks legt.
Es ist unerlässlich, der Inbetriebnahme gebäudetechnischer Anlagen die gebührende Aufmerksamkeit zu schenken. Sowohl Auftraggeber als auch Auftragnehmer müssen ihre Verantwortlichkeiten wahrnehmen und die IBN sorgfältig planen und durchführen. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass alle Tests und Prüfungen gemäss den geltenden Vorschriften und Normen erfolgen, um die Funktionstauglichkeit der Anlagen sicherzustellen.
Nach diesem Beitrag kennst du Grundlagen der Inbetriebnahme gebäudetechnischer Anlagen, kannst die richtigen Fragen stellen und bekommst die besten Tipps zum Thema Inbetriebnahmen (IBN).
Wesentliches zur Inbetriebnahme
Die Inbetriebnahme sollte frühzeitig in die Planungsphasen integriert werden, um eine kontinuierliche Überprüfung der Planung und Umsetzung zu ermöglichen. Ein effektives Instrument zur Überwachung der Anlagenfunktionen ist ein Gebäudeautomationssystem (GA-System), das eine optimale Steuerung, Regelung und Überwachung der Anlagen gewährleistet.
Gemäss den Normen SIA 2048:2015 und SIA 112:2014 hat die Inbetriebnahme das Ziel, das übernommene Bauwerk mit abgeschlossener Schlussabrechnung und Mängelbehebung in Betrieb zu nehmen. Sowohl der Auftraggeber als auch der Auftragnehmer haben ihre Aufgaben in der Organisation und Durchführung der IBN.
Die Inbetriebnahme umfasst verschiedene Tests wie die Prüfung der Einbauvollendung, integrierte Tests von Einzelanlagen, integrale Tests im Anlagenverbund und behördliche integrale Tests. Diese Tests dienen der Kontrolle der Funktionen, der Überprüfung des Zusammenwirkens der Gewerke und Anlagen, sowie der Sicherstellung der Funktionstüchtigkeit des Gesamtsystems unter normalen und ereignisbedingten Bedingungen.
Die Inbetriebnahme gebäudetechnischer Anlagen ist von entscheidender Bedeutung, um die Funktionstauglichkeit, die Betriebssicherheit und die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften zu gewährleisten. Durch die sorgfältige Planung, Durchführung und Dokumentation der IBN können potenzielle Risiken und Schäden reduziert werden.
Durchführung einer Inbetriebnahme
Wie können wir sicherstellen, dass die Inbetriebnahme gebäudetechnischer Anlagen optimal durchgeführt wird? Mit einen Drehbuch und sauberen Abnahmeprotokollen mit Struktur.
Nachfolgend zeige ich dir nun wie das geht.
Terminplan
Entscheidend für die Inbetriebnahme ist ein Terminplan. Die Firma Suissetec stellt auf ihrer Website ein richtig gutes Tool zur Verfügung, wo eine ordentliche Inbetriebsetzung und Inbetriebnahme terminlich und Abfolge technisch dokumentiert. Auch weitere spannende Unterlagen zu diesem Thema findest du auf dessen Homepage. https://suissetec.ch/de/home.html
Zuerst müssen alle technischen Anlagen in Betrieb gesetzt werden (IBS), gereinigt und ein IBS Protokoll erstellt werden, d.h. die Anlagen müssen funktionieren. Erst dann kann das Zusammenspiel getestet werden und die effektive Inbetriebnahme durchgeführt werden. Da geht es darum den ganzen Innenausbau fertigzustellen, alle Sicherheitsabdeckungen zu entfernen, alle Klappen und Ventile montiert zu haben, so dass alles funktioniert. Dazu braucht es gewisse Vorbereitungsarbeiten, dass z.B. bei der Lüftung auch die Luftvolumenstrom Messung und bei der Heizung Kalt/Warm Wasser der hydraulische Abgleich gemacht werden kann. Dann ist es wichtig dass die Personen, die diese Anlage später bedienen werden eine Schulung erhalten.
Finale Abnahme
Wenn keine Mängel mehr vorhanden sind, kann die Finale Abnahme der Inbetriebnahme stattfinden. Zuerst werden die internen Abnahmen zwischen GU/TU und den Gewerken durchgeführt, danach mit dem Bauherren oder Bauherrenvertreter, anschliessend kommt noch die behördliche Abnahmen und am Schluss findet die Schlussabnahme, die Übergabe des Projektes statt.
Drehbücher einer Inbetriebnahme
Damit bei der Inbetriebnahme auch nichts vergessen wird, schreibe ich ein sogenanntes Drehbuch. Das Drehbuch pro Gewerk ist nichts anders als eine Checkliste oder eine ganz gut strukturiertes Abnahmeprotokoll.
Es ist wichtig, sich gut vorzubereiten oder zumindest jemanden damit zu beauftragen. Denn bei der Inbetriebnahmegibt es ganz verschiedene Gewerke, wo man so eine Abnahme machen und auch so ein Drehbuch schreiben sollte. Die Hauptgewerke sind Heizung, Lüftung, Klima, Sanitär und Elektro. Das sind die Hauptthemen, die jeder kennt und die in fast jedem Gebäude drin sind. Dazu können ein Smart Living System, ein Gebäudeleitsystem, je nach Nutzeranforderung noch eine Brandschutzanlagen oder Brandschutzvorrichtungen kommen oder je nach Komplexität eine Zutrittskontrolle, sprich Schliesssysteme. Heutzutage gibt es auch durch die Energieanforderungen eine übergeordnete Steuerung der Storen. Kurz gesagt, alle technischen Anlagen müssen einem Gewerk zugeordnet sein und bei diesem abgehandelt werden können. Für jedes Gewerk braucht es ein einzelnes Drehbuch.
Was sind die Voraussetzungen, dass ich so ein Drehbuch anwenden kann? Damit der Inbetriebnahme Prozess sauber starten kann, müssen ganz viele Voraussetzungen vorhanden sein.
Folgende 25 Punkte müssen für eine Inbetriebnahme vorhanden sein:
- Erfolgreich abgeschlossene IBS und Funktionskontrolle
- Fertigstellungsanzeige aller Haus- und elektrotechnischer Anlagen
- Anschliessung und Reinigung der Anlagen, Software technische Updates
- Mängelbehebung abgeschlossen
- IBS- Protokolle HLKS-E vollständig
- IBS- Protokolle Stromzähler
- IBS- Protokolle Wasser und Wärmezähler
- IBS- Protokoll RWA- Anlagen übermittelt
- elektrotechnischer Anlagen vollständig durch SINA geprüft
- Messprotokolle (Glasfaser, UKV, Netzwerk) vollständig übermittelt
- Messprotokolle (Wassermengen, Heizung, Kälte, Ausstosszeiten Sanitär und Luftmengen)
- vollständige Übermittlung aller Daten
- Messprotokolle äusserer Blitzschutz
- Beschriftungen der HLKS-E Gewerke gemäss Beschriftungskonzept in allen Technikzentralen,
- Grundinstallation in allen Einheiten abgeschlossen
- Mechanische und hydraulische Betriebsbereitschaft
- Die haustechnischen Anlagen sind mit Wasser gefüllt (Heizung und Kälte mit demineralisierten Wasser) und wurden einer Druckprobe unterzogen, Druckprotokolle vorhanden
- Kontrolle aller Motorantriebe
- Hydraulischer Abgleich
- Die Messungen für Wasser- und Luftmengen entsprechen den Projektvorgaben und sind protokolliert
- Abklatschtest Lüftung durchgeführt und protokolliert
- Der Funktionsbeschrieb wurde gemäss Vorgaben umgesetzt
- Die Steuerung entsprechend programmiert und protokolliert
- Datenpunkte, Betriebsmittel und Messeinrichtung in Übersichtslisten erfasst und bestätigt
- Die Kontrolle der Betriebsstabilität wurde durchgeführt
Inbetriebnahme Drehbuch Prozess
Wie kann so eine Abnahme, so ein Prozess ablaufen? Hier habe ich mal ein Beispiel für ein Drehbuch aufgelistet.
Was sind Punkte, die in so ein Drehbuch einfliessen? Da ist zum einen die Vorstellung der Haustechnik. Was war die Ausgangslage? Was wurde Werkvertraglich bestellt? Man stellt kurz die Anlagen vor, geht durch, so dass man eine Orientierung hat, zeigt die Übergabestation, die technischen Geräte, die da drin sind. Man muss die Heiz- und die Kältekreisläufe, die Sanitär und Elektroschemas und so weiter verstehen. Dass man so alle Teilnehmer dieser Abnahme auf den gleichen Stand bringt und nochmals erwähnt, was war die vertragliche Ausgangslage? Was finden wir heute vor? Und dann gehen wir in den eigentlichen Abnahmeprozess.
Zuerst eine statische Abarbeitung der Themen und dann eine dynamische Abarbeitung. Bei der statischen Abnahme schaut man, ob alles sauber ist, sind die Anschlussklemmen richtig, sind die Zugentlastung da, ist alles abgeschirmt, ist es sauber isoliert, sind alle Beschriftungen und Schilder etc. vorhanden? Also alles, was man von aussen sehen kann.
Anschliessend geht man in die dynamische Abnahme. Hier geht es dann wirklich darum, bestimmte Szenarien zu simulieren. Dazu heizen und kühlen wir, schalten ab, machen stromlos, schalten wieder ein, wir schauen, ob die Anlage anspringt. So wird das ganze anhand der Funktionsbeschreibung durchgespielt, damit man wirklich erkennen kann, ob das diese Anlage ist und sie alles kann, was wir bestellt haben. Diese Szenarien hängen sehr davon ab, was du bestellt hast.
Weiter geht es im Thema Visualisierungen. Jedes technische Gerät hat heutzutage irgendein Tablet. Vielleicht kann über dies sogar übergeordnet das Gerät angeschaut werden und so verschiedene Themen überprüft und so letztendlich schauen, ob die Konfiguration, die Visualisierung vorhanden ist und auch in sich funktioniert. Auch eine gewisse Sicherheitsprüfung sollte durchgeführt werden, um die Sicherheitsfunktionen zu testen, wenn man z.B. mal einen FI auslöst oder wenn Wasser einfliesst. Mit diesen zwei Abnahmen hat man eigentlich das meiste gemacht. Wenn man über ein Gebäudeleitsystem oder eine übergeordnete zentrale Funktion verfügt, muss man das natürlich auch kontrollieren. Hier muss man dann die Visualisierung kontrollieren, die Vollständigkeit, die saubere Programmierung und natürlich auch die Funktionen, die man bestellt hat.
Ich hoffe, ich konnte dir eine gute Übersicht zum Thema Inbetriebnahme technischer Anlagen geben. Falls es dir gefallen hat, hinterlasse mir doch egal auf welchem Portal eine Bewertung und Teile diesen Beitrag damit auch weitere Personen von diesem KnowHow profitieren können. Solltest du noch eine Frage zu einem anderen Thema haben, hinterlasse mir gerne ein Feedback in den Kommentaren, dann können wir gezielt auf deine Frage eingehen.