Was sind die Herausforderungen von HLKKSE (Heizung, Lüftung, Klima, Kälte, Elektro) Ingenieure? Wie können diese korrekt planen, wo liegen die Details und welchen Herausforderungen du als Bauherr und Immobilieninvestoren gegenüber stehst? Das sind die Themen zum heutigen Blogbeitrag. Als Experte steht mir heute Martin Rüfenacht zur Seite. Er ist HLKKSE Fachexperte und für Qualitätssicherung (QS)
Interview mit Martin Rüfenacht
Wir sind beide der Meinung, dass die Disziplin für HLKKSE schnell unterschätzt wird. Du als Fachexperte stehst uns heute mit Rat und Tat zur Verfügung. Wie identifizierst du die grössten Probleme bei der Haustechnik, beim Ingenieurwesen?
Meine Erfahrung zeigt, dass die Auswirkungen und der Einfluss der HLKKSE, insbesondere auch der Elektrobereich auf die Planung und die Gestaltung meistens unterschätzt wird. Auch den Entwurf ist essenziell. Aus Sicht eines Bauherren oder eines Investors werden meistens Architekten in den Vordergrund gestellt. Das heisst sie haben die Gesamtführung und konzentrieren sich auf den Entwurf. Die Haustechnik und die Elektroplanung kommt dann erst einige Phasen später. Jedoch wenn die Haustechnikplanung früher dabei ist, können diese auch schon dort optimierte Lösungen für den Eigentümer suchen. Und das ist für mich eigentlich der zentralste Punkt.
Wir kennen die klassischen heissen Phasen Vorprojekt, Bauprojekt, Submission, Realisierung, Ausführung etc. Würdest du sagen, dass schon bei der strategischen Planung es wichtig ist HLKKSE Ingenieure ins Boot zu holen?
Es kommt immer auch ein bisschen auf das Projekt drauf an. Bei einem einfachen Wohnobjekt kann man sicher auch etwas später HLKKSE Ingenieure dazu ziehen. Es ist aber schon wieder zu spät die ganzen Minergie Themen, Komfortlüftung erst zum Bauprojekt anzuschauen. Bei Industrieanlagen und Produktionen sieht das ein bisschen anders aus. Diese müssen wirklich schon von Anfang an optimieren können. Das heisst schon beim ersten Strich sollten alle Planer sich an einen Tisch setzen und die beste Lösung suchen. Insbesondere da auch die ganze Haustechnik, bezüglich den Unterhalts- oder Lebenszykluskosten, deutlich höher und kürzere Zeitspannen hat als zum Beispiel eine Fassade oder die Tragstruktur, welche schon zu Anfang definiert wird.
Es ist wichtig die ganzen Steigzonen Thematik, Bedürfnisse für Technikräume und wirklich konzeptionell oder welches ist das richtige System anzuschauen und zu definieren. Man muss das glaube ich einzeln betrachten, d.h. Heizung ist eine eigene Disziplin, Lüftung ist eine eigene Disziplin, Kälte und Elektro auch und dann übergeordnet das Gebäudeleitsystem. Hast du mehr Punkte auf die man achten muss?
Nein, die Punkte sind eigentlich die Richtigen. Was man wirklich achten muss, als Bauherr oder Eigentümer ist, dass die Prinzipschemas wirklich erstellt werden. Denn die Prinzipschemas werden gerade in den Vorprojekten oft stiefmütterlich behandelt und dann weiss man ein paar Phasen später gar nicht mehr von was man ausgegangen ist. Die Prinzipschemas sind meistens einfache Strangschemas, bei welchen konzeptionell dargestellt wird, was man angedacht hat und diese helfen in der weiteren Planung enorm, wenn sie vorhanden sind. Man weiss, woher man kam und kann dort wieder anknüpfen. Dank diesen versteht man die Entscheidungen.
Ganz ein guter Hinweis. Ich habe gerade ein Grossprojekt wieder im Abschluss und die Prüfung der Baudokumentation. Und genau diese Prinzipschemas sind nicht mehr nachgeführt und das führt jetzt beim Betrieb zu ganz vielen Fragen. Es fehlen Räume oder auch variable Volumenstromregler (VAV’s), es ist nicht klar, für welche Räume die Bezeichnungen sind. Und so kann der Betrieb gar nicht mehr gehandelt werden.
Es geht dann auch zum Teil soweit, dass der Eigentümer für teures Geld zwei, drei Jahre später jemand anstellen muss, welcher durch das Gebäude läuft und diese Pläne nachzeichnen und erstellen muss. Der Eigentümer bezahlt für dies dann zweimal.
Da wir gerade bei diesem Thema sind. Was würdest du zusätzlich für wichtige Infos, Tipps einem Bauherr oder Immobilen Investor mitgeben?
Plant direkt mit den Haustechnikern, seid bei diesem Konzeptions-Themen mit dabei. Man muss nicht alles verstehen, aber schon nur die Wahrnehmung hilft dabei. Ich habe auch schon von verschiedenen HLKKSE Planern gehört, dass diese gar nicht bis zu den Eigentümern vordringen können, weil der Architekt oder Generalplaner dazwischen stehen. Je nach Beauftragungsart gibt dieser gar nicht alle Bedenken des Haustechnikplanes an den Eigentümer weiter. Ich meine nicht, dass der Eigentümer an jeder Sitzung teilnehmen sollte, aber einfach mal gegenseitig sich zu spüren, sich verstehen. Funktioniert es im Projektteam oder hat das Probleme, welche gar nicht bis zum Eigentümer vordringen?
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass auch in der Runde mit Fachexperten der Bauherrn oder Bauherrenvertreter sich hinstellen kann und sagen: Hey, das habe ich nicht verstanden, erklärt es mir bitte in einer Sprache, die ich auch verstehen. Als kleiner Tipp, wenn jemand in der Runde das nicht mit einfachen Worten erklären kann, damit du es auch begreifst, dann hat es irgendeinen Haken oder etwas stimmt nicht. Dann sollte man diese Leute nicht in die Ecke drängen und sagen was hast du da zusammengeschustert, sondern ihnen die Chance geben, das Konzept so aufzubereiten und in ein oder zwei Wochen nochmals einfach zu erklären. Das ist so das Beste, wo ich in diesem Thema erfahren durfte.
Diese Erfahrung habe ich auch schon teilen dürfen.
In diesem Atemzug habe ich auch noch das Gefühl Messkonzepte sind wichtig und Schnittstellenpapiere, vielleicht zwei, drei Worte zu dem Thema.
Messkonzepte hängen schwer von der Nutzung ab und geht in die gleiche Richtung wie die Schnittstellenpapiere. Dies zielt dann vor allem für die Vermietung ab. Wenn man am Anfang von einem Bürobau Objekt gar nicht weiss, wird eine Etage für vier, fünf oder sechs Mieter verwendet, muss man auch schon bei der Konzeptionierung darüber nachdenken, ob dies Einzelräume oder Mehrräume sind, weil die ganze Haustechnik sind auch wieder Ressourcen. Man hat nur eine bestimmte Menge Luft pro Etage zur Verfügung und diese Ressourcen müssen in die Schnittstellenpapier einfliessen, die dann auch wieder in die Mietverträge reingehen. Das heisst, man muss dort auch mit den ganzen Leistungen, Ressourcenplanung machen, man muss diese verwalten und wissen, wie viele Reserven man noch hat. Das Problem bei den Schnittstellenpapieren ist, es gibt nicht DIE Lösung.
Wichtig ist zu wissen, dass absolute Zahlen meistens enorme Kostentreiber sind. Wenn der Kunde bei einem Bürogebäude gerne 22 Grad hätte und dies in einem Schnittstellenpapier reinschreibt, Bürofläche 22 Grad, ist das eine absolute Zahl. 22 Grad ausgenommen Hitzetage heisst gleich wieder etwas anderes, es darf auch mal drüber sein. Gleichzeitig bedeutet es für den Bauherrn, dass er deutlich weniger Leistung zur Verfügung stellen muss. Genau diese Thematiken gilt es zu beachten und aufzupassen, insbesondere wenn die Vermarktung reinkommt. Die verkauft leider gerne den Fiat 500 als Ferrari. Denen muss man wirklich auf die Finger schauen, insbesondere im Umgang mit diesen Ressourcen. Nicht dass Leistungen zwei, dreimal verkauft werden und dann, wenn der Bezug ansteht, man plötzlich merkt, dass die Leistung nicht ausreicht. Für teures Geld müssen dann zusätzliche Kühlleistungen bereitgestellt werden, wenn der Bau schon halb fertig ist.
Zum Thema Ressourcen, es gibt eine Lüftungsgerät, welches im Keller steht. Von diesen gibt es vielleicht 2, 3, 4, je nach Grösse des Projektes. Dieses hat ein maximales Luftvolumen von z.B. 2500 Kubik die Stunde. Wenn ich dann 4, 5 Gewerbe Einheiten habe, ist irgendwann mit diesem Gerät Schluss. Deshalb ist es wichtig das Gerät zu kennen, die Leitungen, die dorthin führen, dann die Klappen, und die Auslässe, ob überhaupt diese Nutzung für die Auslegung eigentlich genügt. Aus meiner Erfahrung als Bauherrenvertreter, ist ein Nutzungsspiegel weiter zu führen enorm wichtig, um wirklich klar eingrenzen zu können, in dieser Gewerbefläche ist diese Nutzung möglich. Wenn dazu noch Spezialnutzungen kommen, dann werden die Ressourcen irgendwo knapper. Diesen Spiegel zu führen, glaube ich, ist auch eine entscheidende Aufgabe seitens Bauherr oder Bauherrenvertreter.
Genau. Was auch sehr wichtig ist, finde ich, ist für Entscheidungen bei Eigentümern zu sorgen. Wenn man z.B. eine Sockelnutzung hat und es gibt eine Fläche für eine öffentliche Nutzung, wie ein Kaffee, dann ist es ein Unterschied, ob dieses Kaffee nur kalte Speisen anbietet oder auch warme. Bei kalten Speisen braucht es keine Gastrolüftung, bei warmen jedoch schon. Es sollte eigentlich schon sehr früh auf eine Entscheidung des Eigentümers gedrängt werden. Wenn diese warme Gerichte machen, sehen wir die Gastrolüftung vor. Das heisst noch nicht, dass diese dann gebaut werden muss, aber sie muss vorgesehen werden.
Kannst du uns noch kurz erklären, was dein und der Firma ihr Leistungsportfolio ist oder was du anbietest? Was kann ein Bauherr von dir erwarten oder bekommen?
Von mir bekommt ein Bauherr sehr grosse Expertise im Bereich der Haustechnik. Ich selbst habe als Elektroplaner angefangen, habe dann Architektur studiert, mit Vertiefung, Management und Projektleitung. Ich war während des Architekturstudium als Elektromonteur unterwegs. Aktuell bin ich bei ILF Consulting, das ist ein beratendes Ingenieurbüro, vor allem im Bereich Industrie und Produktion. In der Schweiz sind wir auch bei grossen Tiefbauprojekten tätig, z.B. waren wir bei Gubristtunnel mit der Lüftung mit dabei. Für den Bauherren stellen wir eigentlich die ganze Projektadministration, Bauherrentreuhand, Bauherrenunterstützung, insbesondere für Infrastruktur- und Produktionsbauten. Dort können wir auch nur Phase eins und zwei. Wir haben uns bewusst gegen die späteren Phasen entschieden. Damit wir keine Interessenskonflikte haben, können wir auch erste Konzeptionierungen, Lüftungskonzepte, Haustechnik, aber auch mit Architektur Tragstruktur erstellen und auch erste Kostenschätzungen. Wenn wir das alles erstellt haben und einen gemeinsamen Weg definiert haben, können wir mit diesen Leistungen den Generalplaner, die Einzelleistungsträger, das klassisches Bauherrentreuhand, bis und mit zwei und fünf Jahresabnahme anbieten. Aber auch die Betriebsoptimierung bieten wir an. Bei Gebäuden mit einem sehr hohen Anteil an Haustechnik sind wir zu Hause.
Ihr seid also die Qualitätskontrolle das QS für HLKKSE. Und nicht im klassischen Sinne die HLKKSE Planer, sondern eigentlich Qualitätsprüfung strategischer Natur oder wenn es dann zu secondopinien Kontrollen kommt, seid ihr mit der höchstmöglichen Expertise unterwegs.
Genau. Aber auch die ganze Bauherrendienstleistung, Bauherrenunterstützung, einfach fokussiert auf diese Leistungen begleiten wir. Es beschränkt sich nicht nur auf die HLKKSE, aber dort kommen wir her, das ist unsere Stärke. Deshalb sind wir in diesem Bereich tätig.
Und so haben wir ja uns auch kennengelernt, als Unterstützung mit deiner Fachexpertise. Als Abschluss, hast du vielleicht noch Themen, die du mitgebracht hast?
Eines der Thema, was mir immer sehr am Herzen liegt, ist die Vertragsart. Gerade TU’s, bin ich der Meinung, eignen sich aus Sicht des Eigentümers für den Zugang zum Planer nicht übermässig. Ich hatte auch schon Unternehmer, die dann zugeben mussten, dass sie Bedenken der Haustechnikplaner, welche klar durch den Eigentümer hätten adressiert werden müssen, nicht weitergegeben haben. Bei den anderen Vertragspartnern hat der Eigentümer einen grösseren Hebel oder einen höheren Anspruch, sich direkt mit diesen Themen auseinandersetzen zu können. Und er kann auch die Leute direkt fragen, es gibt nicht noch jemand dazwischen, der Entscheidungsgewalt hat. Das ist ein Punkt, den ich gerne mitgeben möchte. Überlegt euch gut, wo sind die Problematiken oder wo liegen die Kosten und wie nahe seid ihr bei diesen Kosten? Wie nahe könnt ihr diese im Interesse des Eigentümers optimieren? Zur Haustechnik gehört viel, es wird immer mehr und die Kosten, die Lebenshaltungskosten, Lebenszykluskosten von diesen Geräten ist um ein x-faches höher als die Erstellungskosten. Dort liegt extrem viel Geld für die Eigentümer.
Vielen Dank an Martin für dieses tolle und aufschlussreiche Gespräch.
Ich hoffe, ich konnte dir eine gute Übersicht zum Thema HLKKSE geben. Falls es dir gefallen hat, hinterlasse mir doch egal auf welchem Portal eine Bewertung und Teile diesen Beitrag damit auch weitere Personen von diesem KnowHow profitieren können. Solltest du noch eine Frage zu einem anderen Thema haben, hinterlasse mir gerne ein Feedback in den Kommentaren, dann können wir gezielt auf deine Frage eingehen.