Abdichtungen im Untergeschoss mit Eric Birkigt

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Was ist bei Abdichtungen im Untergrund zu beachten? Das ist das Thema des heutigen Blogbeitrags. Wasser und Feuchtigkeit sind zwei grosse bautechnische Herausforderungen. Als Experte steht mir heute Eric Birkigt zur Seite. Er ist Geschäftsführer der Vistona Experts AG und ein absoluter Profi auf seinem Gebiet. Hallo und herzlich willkommen!

 

Interview mit Eric Birkigt

 

Welche Abdichtungsarten gibt es und wie werden sie bezeichnet?

Generell gibt es zwei grosse Blöcke, das ist zum einen die Abdichtungen über dem Terrain und die unter dem Terrain. Ich bewege mich meistens unter Terrain in der SIA 272, alles was über Terra ist, wie Balkone und Flachdach, sind im SIA 271 / 273 geregelt. Und über allem sind eigentlich die ganzen Fugen Abdichtungen in der SIA 274 geregelt. Unter Terrain entstehen oft die häufigsten Schäden, weil Wasser schon in ganz kleinen Mengen grossen Schäden führen kann. Aber auch hier gibt es wieder verschiedene Abdichtungssysteme. Zum einen gibt es die starren Abdichtungssysteme, die einmal eingebaut werden und starr an Bauteilen befestigt sind und dann gibt es die flexiblen Abdichtungssysteme. Das häufigste Abdichtungssystem unter Terrain ist die weisse Wanne. Das ist ein umgangssprachlicher Namen für eine wasserdichte Betonkonstruktion. Alles was über dem Terrain ist, ist die schwarze Wanne, Polymärbitumendichtungsbahn und stellt das häufigste Abdichtungssystem dar.

 

Technisch ist die Wanne so eigentlich nicht definiert, aber umgangssprachlich sehr weit verbreitet. Kannst du die wichtigsten Themen erläutern?

Unter Terrain ist das häufigste System die wasserdichte Betonkonstruktion und deren Abdichtung. Einerseits sorgt der Beton für die Stabilität des Gebäudes, andererseits aber auch für die Abdichtung. Bei einem wasserdichten Beton, der mindestens 25 Zentimeter dick ist und möglichst keine Risse aufweist, müssen Rohrleitungen, Schächte etc. zusätzlich abgedichtet werden. Es gibt Folienabdichtungssysteme, wie sie aus dem klassischen Tunnelbau bekannt sind, die wie eine zweite Haut aussen angebracht werden. Es sollte eine möglichst einfache Konstruktion sein, da jeder Höhenvorsprung zu einer Schweissung in der Folie führt, die dann auch wieder zu einer möglichen Fehlstelle führen kann.

Dann gibt es Tondichtungsbahnen, das heisst man hat in gewissen Abdichtungsfliesen Bentonit eingewoben,  bei der mit Verbund mit Wasser eine Quellwirkung entstehen kann. Das ist sehr gut wenn man sehr bindigen Böden hat, weil mit dieser Quellwirkung hat man einen guten Gegendruck. Bei sehr kiesigen Böden ist das nicht so optimal, weil diese Bentonit Teile aus den Matten ausgeschwemmt werden können.

Es gibt auch noch die klassische Bitumenabdichtung. Gerade bei Kunstbauten wird das noch viel verwendet und es hängt auch ein bisschen davon ab, was man für Wasserdruck hat. Bei abfliessendem Wasser, das sich nicht stauen kann, ist die Bitumenbahn immer noch das kostengünstigste. Bei drückendem Wasser ist die Möglichkeit, dass sich das Wasser kurzzeitig aufstaut und solche flächigen Abdichtungen unterspült, doch recht hoch. Wenn das passiert, ist es fast unmöglich, das zu sanieren.

 

Wie ist die Beanspruchungsgruppe zu definieren und in welchem Verhältnis stehen sie zueinander?

Unabhängig davon, in welcher Form das Wasser in das Gebäude eindringt, ob es sich um Grundwasser handelt, das sich von unten ansammelt oder um Wasser in Behältern, die man aufstauen kann, z. B. Pools oder Abwasserreinigungsanlagen oder ob es sich um Regenwasser handelt, das sich über kurz oder lang durch das Gebäude durchsickern kann. Viel wichtiger ist, ob sich das Wasser aufstauen oder frei abfliessen kann, diese Aussage muss man sich beim Geologen abholen. Geologen unterscheiden zwischen drückendem und nicht drückendem Wasser. Denn nicht drückendes Wasser muss jederzeit frei abfliessen können. Das halte ich für nahezu unmöglich. Die Umweltereignisse werden immer grösser und auch wenn man sich in der Baupraxis anschaut, wie die Gebäude hinterfüllt werden, sind bereits bindige Anteile drin. Dann ist leider kein Versickerungsfähiges Material mehr drin und man hat dann doch vorübergehend aufstauendes Grundwasser. Und das kann natürlich bei flächigen Abdichtungen relativ schnell zu Problemen führen.

 

Das Grundwasser, das ist einfach zu handhaben, das hat jeder noch im Griff. Aber die Tatsache, dass von aussen fliessendes Wasser auch stehen kann oder dass dann aus anderen Baukörpern eine gewisse Feuchtigkeit kommen kann, das wird heute noch nicht so intensiv behandelt oder fixiert. Wie siehst du das?

Leider wird von vielen Bauherren ein geologisches Gutachten versucht einzusparen. Und wenn es ein geologisches Gutachten gibt, steht häufig drin dass es kein Grundwasser gibt, aber bei stark Wetter kann das Wasser bis oberhalb des Terrains steigen und dann ist es relativ schwierig dies anzunehmen. In der Geschichte wurden gewisse Baugrundstücke nicht bebaut. Heute ist das anders. Die schönsten Bauplätze sind ganz vorne am See oder ganz oben am Hang. Und das Hangwasser oder dieses zeitweise aufstauende Sickerwasser wird oft unterschätzt. Dazu kommen die Unwetterereignisse, die immer extremer werden. Mal regnet es 5, 6, 7 Wochen überhaupt nicht und dann gibt es zwei Wochen Dauerregen. Dann sammelt sich das Wasser einfach in den Hängen und wenn man dann in diesen Wasserfluss, der eigentlich frei fliessen möchte, Gebäude hineinbaut, dann wirken die Gebäude wie eine Staumauer und es kann zu unangenehmen Erlebnissen kommen.

Die Geologen machen es sich manchmal ein bisschen einfach, was für den Bauherren sehr teuer werden kann. Denn wenn im Gutachten steht, dass das Wasser zeitweise oberhalb des Terrain stehen kann, dann bleibt dem Ingenieur gar nichts anderes übrig, als die All Inclusive Variante einzurechnen. Gemeinsam mit dem Bauherren, Geologen und Ingenieur muss man gute Lösungen finden, dass man z.B. das Wasser auch mal wegleiten kann oder dauerhaft sicherstellen dass das Wasser sich doch nicht anstaut.

 

Um die Grundlagen abzuschliessen, erkläre uns bitte noch Dichtigkeitsklassen 1, 2, 3.

Dichtigkeitsklasse 1 heisst staubtrocken, DK 2 steht für lokale Feuchtstellen und DK 3 einzelne Tropfenbildung ist zugelassen. Alles, was mehr als einen Tropfen ist, ist keine Dichtigkeitsklasse. In Mitteleuropa leben wir mittlerweile in einem gewissen Luxus, dass eigentlich überall DK 1 erwartet wird.

Wenn lokal Feuchtigkeit austritt, ist das für viele Bauherren ein Wassereinbruch und da muss jeder sofort kommen. Das ist der Anspruch welcher wir heute an ein Gebäude haben. Auch die Nutzung der Gebäude hat sich geändert. Früher hatte man Kartoffeln im Keller, da war eine gewisse Feuchtigkeit erwünscht, um die Kartoffeln gut zu lagern. Heute ist es so, dass wir im Untergeschoss Wellnessanlagen, Lagerräume für Archive haben und dies sind mittlerweile Nutzungen, die extrem hoch sind. Dementsprechend sind auch die Ansprüche der heutigen Bauherren an die Untergeschosse gestiegen. Der Nachteil dieser Dichtigkeitsklassen, gerade wenn es um die wasserdichte Betonkonstruktion geht, sind mit Rissbreite verbunden und je höher die Dichtigkeitsklasse ist, desto höher darf die Rissbreite sein. Wo eine DK 1 definiert ist, hat man eine ganz geringe Rissbreite unter 0,2 Millimeter haben und das bedeutet wahnsinnig viel Armierung, die man dort verbauen muss. Und da ist es schwierig, die richtige Lösung zu finden. Wir hatten schon alles. Ich habe schon Einschalungen die DK 1 waren, wir hatten aber auch schon Keller, die DK 3 definiert waren.

Es gibt risikobewusste Bauherren und es gibt eher ängstliche Bauherren. Es kommt darauf an, baue ich für mich und meine Familie und möchte vielleicht in fünf Jahren noch eine Sauna da unten einbauen. Und dann ist es wichtig auf die Dichtigkeitsklasse 1 zu gehen, aber das ist auf der kleinen Fläche eines Einfamilienhauses auch nicht so teuer. Professionelle Bauherren, Versicherungen, die dann vor allem grosse Flächen bauen, müssen auch mal eine DK 3 akzeptieren. Sie müssen sich darüber im Klaren sein, was das für sie bedeutet, die Kosten, die damit verbunden sind. Und da muss man die richtige Lösung finden. Meiner Meinung nach sind für Kellerräume DK 2 richtig, für alles was hochwertiger ausgebaut ist DK 1 die richtige Lösung und für Parkgaragen / Einstellhallen DK 3.

Wir schlagen den Bauherren immer vor, dass alles, was Wohn- und Gebäudefläche ist DK 1 und Einstellhallen DK 2. Das hängt natürlich immer von der Geometrie und der Grösse ab. Würdest du das so auch stützen?

Ich halte das für eine gute Lösung. Man muss viel mehr darauf achten was ist wenn die DK nicht erreicht wird. Das ist das Thema Zugänglichkeit, weil gerade z.B. Technikräume oft nicht die hohen Anforderungen haben und als DK 2 definiert werden können. Was ist, wenn da mal ein Leck ist oder vielleicht sogar fliessendes Wasser? Wie komme ich an die Bauteile heran? Wie kann ich dann dieses eindringende Wasser stoppen? Und das ist für mich heute eigentlich fast die wichtigere Frage. Aber wie stelle ich die Zugänglichkeit sicher? Da sehe ich heute das grösste Schadenspotenzial und da ist es gar nicht relevant, ob das eine wasserdichte Betonkonstruktion, Bitumen oder Bentonitmatte ist. Es geht heute wirklich darum, das architektonische Nutzungskonzept zusammen mit dem Unterhaltskonzept der Abdichtung in Einklang zu bringen.

Hast du einen Lösungsvorschlag?

Jedes Abdichtungssystem braucht einen gewissen Unterhalt, denn jedes Abdichtungssystem kann versagen. Der Preisdruck, unter dem ein Investor heute steht, um alle Räume optimal zu nutzen, ist nicht zu unterschätzen. Es ist so, dass wir nicht die Möglichkeit haben, im Technikraum aussen vielleicht 60 cm Platz zu lassen, damit alle Wände frei zugänglich sind. Das ist der beste Platz, um die Lüftung aufzuhängen oder den Schaltschrank mit der ganzen Elektronik. Wenn genau dort ein Leck entsteht, muss man eben den Schaltschrank 60 cm wegnehmen und alles vom Strom trennen, die ganze Nachbarschaft vom Strom trennen und das für eine Arbeit, die 15 bis 20 Minuten dauert.Das ist das, was im Moment versicherungstechnisch anstrengend ist und auch vom Ärger her, den man einfach als Bauherrenvertreter, als Bauherr und als Unternehmer hat, am mühsamsten ist. Du hast gefragt, was ist da die Lösung? Es gibt keine Lösung. Wir müssten unsere Bauten anders nutzen.

 

Das heisst, wenn man ein Bewusstsein dafür hat, wo es eventuell Abdichtungsprobleme gibt, wenn man Platz für Barrierefreiheit vorsieht, wenn man das bestmögliche Material einsetzt, das man auch später noch reparieren kann, dann ist man schon auf der besseren Seite. Ist das richtig?

Das ist richtig. Und dann ist es natürlich auch eine Frage des Qualitätsmanagements. Was irgendwo nicht optimal ist, sollten auch Bauherrenvertreter, Bauherren und Auftragnehmer wissen. Beide Seiten sind gefordert, ihr Qualitätsmanagement auch irgendwo hinzubringen.

 

Was sind deine Tipps für ein Bauprojekt? Worauf sollte man achten? Klassischerweise, wenn wir Projekte starten, ist es der Bauingenieur, der uns mit einem Spezialisten ein Konzept vorlegt oder allenfalls bei komplexeren Themen ist es dann ein Architekt und ein Bauphysiker, der uns noch unterstützt. Ist es sinnvoll, dass du als Planer und Experte von Anfang an dabei bist?

Also grundsätzlich ist nicht der Bauingenieur dafür zuständig, sondern der Architekt. Nach SIA 102 ist die Planung der Bauwerksabdichtung kein eigenes Kapitel, sondern im Rahmen der Gebrauchstauglichkeit ist der Architekt dafür zuständig. Und alles, was Flachdachabdichtung, Folienabdichtungen und Bitumenabdichtung ist, macht der Architekt. Bei Beton ist dann der Ingenieur hinzuzuziehen, weil der Architekt oft nicht das Know-how hat, weil er sich nicht um alles kümmern kann. Und spätestens wenn es um die Ausführung geht und damit die Bauleitung und Qualitätskontrolle ein wichtiges Thema wird, ist es wichtig, einen externen Planer hinzuzuziehen, der sich nur mit diesem Thema auskennt.

Mit meiner Erfahrung und mit der Erfahrung von allen, die schon ein paar Jahre mit Abdichtungen zu tun haben, kann man dem Bauherrn die richtigen Fragen stellen, was seine Wünsche, wie die Umnutzung und Flexibilität angeht. Denn aus den Schäden, die wir schon beheben mussten und den Mehrkosten, die dabei entstanden sind, haben wir schon viel gelernt. Und mit diesen Antworten können wir in der Planungsphase die richtigen Verfahren wählen. Deshalb empfehle ich, lieber ein halbes Jahr oder ein Jahr früher einen Experten ins Boot zu holen. Der Ingenieur macht dann nicht alles doppelt und der Architekt weiss auch, mit welchen Rahmenbedingungen er zu rechnen hat.

 

Mit einem Konzept, dem geologischen Gutachten, der richtigen Materialwahl und dem Bewusstsein für Zugänglichkeit kann ein Bauvorhaben in Sachen Abdichtung schon sehr gut aufgestellt sein, ist das richtig?

Richtig, es läuft bei uns eigentlich immer über ein gewisses Ausschlussverfahren. Wir schauen uns die Projekte an und wenn die Geologie schon sehr kiesigen Boden hat ist z.B. eine Bentonitdichtungsbahn keine Option und bei Pfählen würde ich keine Bitumenabdichtung machen. Bei den Ausschlussverfahren geht man die Abdichtungsprodukte durch. Bei innenliegenden Abdichtungen ist Wasserdruck bis zu einem halben Meter möglich, da fallen Mörtel und Gussasphalt auch raus und dann bleibt eben oft nur noch die weisse Wanne. Und wenn man das dann mal geplant hat, kann man auch eine Kostensicherheit für den Bauherrn machen, sagen wir mal, 90 bis 95 % kann man schon im Vorfeld definieren.

Und das Gute ist eben auch, wenn man dieses Ausschlussverfahren relativ früh mit dem Bauherrn gemeinsam macht, dann weiss der Bauherr auch, warum er sich für das eine entschieden hat und nicht für das andere. Wenn man dann in der Ausführungsphase ist und die Bauunternehmer versuchen mit der Unternehmervariante vielleicht dann noch mal 50 % des Preises zu optimieren, weiss der Bauherr noch, was er tut. Warum hat man sich vor einem halben Jahr dagegen entschieden und was waren die Argumente? Und dann kann man eigentlich auch gut argumentieren und auch die Mehrkosten erklären.

 

Vielleicht war das Thema der allgemeinen Planung schon abgeschlossen. Gibt es noch Tipps, Hinweise, Tricks von dir, was wir bei der Planung berücksichtigen oder besser machen können?

Also, was für mich ganz wichtig ist, ist die Nutzungsvereinbarung wirklich den Bauherrn mit ins Boot zu holen. Schon früh mit dem Bauherrn zu definieren, was er für eine Nutzung will und was er in dem Gebäude machen möchte. Wenn man das einmal hat und wirklich alle hinter dem Projekt stehen, hat man schon sehr viel gewonnen.

Aber was ich heute oft sehe, ist, dass Nutzungsvereinbarungen bei der Schlussabnahme immer noch nicht unterschrieben sind und dann ist es schwierig für alle Beteiligten. Man hat irgendwas gemacht und dann gibt es doch noch ein Restrisiko. Und diese Risiken, ist der Bauherr in der Abnahme dann nicht mehr bereit zu übernehmen. Wenn es um Geld geht und all die Punkte geht kann man im Vorfeld bereits ganz viel machen. Dann bin ich kein Freund von Unternehmervarianten. Ich bin auch ein Unternehmer und versuche das auch immer wieder zu machen, aber eigentlich ist es immer für einen selbst gut, aber für alle anderen Beteiligten führt es zwangsläufig zu einem gewissen Umplanungsprozess. Wir wollen extrem früh viele Informationen haben, wo man extrem viel festlegen kann. In der Ausführung fangen wir aber an dies zu optimieren und ganze Systeme über den Haufen zu werfen, das führt oft zu Kompromissen auf der Baustelle, die nachher weder die Planung noch die Bauherren vertreten oder die Bauleiter vor Ort noch kontrollieren können. Und da geht dann viel schief.

 

Also auch eine gute Überleitung zum nächsten Thema Submission Ausschreibung. Wie gestalte ich eine wasserdichte Submission?

Wenn man wirklich im Vorfeld eine Planung gemacht hat, bin ich der Meinung, können die Baumeister das selber ausführen. Das ist kein Hexenwerk, das sind Standart-Produkte. Das ist oft wasserdichter Beton, 25 cm dick, mit einer Wasserdichtigkeitsprüfung und einem Fugenabdichtungssystem, das die Bauunternehmer sehr gut selber einbauen können. Es braucht eine gewisse Qualitätskontrolle, dass man die Rahmenbedingungen von jedem Produkt einhält und auch da gibt es verschiedene Systeme für Abdichtungsprodukte. Es gibt aufgeklebte Systeme, die wiederum eine gewisse Untergrundfeuchtigkeit brauchen, es gibt ins Bauteil eingelegte Systeme, die dann verpresst werden.

Wenn man eine saubere Planung hat, kann man eigentlich die Produkte ausschreiben und den Plan, die Details dazulegen. Ich denke, dass der Normkatalog NPK 172 auch sehr gut aufgebaut ist, dass man da nichts Zusätzliches braucht. Die Bauleitung muss schauen, dass sie die Abnahmen macht. Da muss man wirklich genau hinschauen, dass alle diese Prozesse gut abgenommen werden.

In der Submission funktioniert das sehr gut. Wenn man einen Spezialisten dazu ziehen möchte, muss man dies schon sehr früh machen, weil jeder Abdichtungsunternehmer hat verschiedene Herangehensweise und das hat auch Einfluss aufs Baumeisterdevi. Das muss der Fachmann festlegen und die funktionale Ausschreibung machen. Das sind die zwei Möglichkeiten.

 

Zusammenfassend denke ich, wenn wir ein geologisches Gutachten, einen Plan, dann ein Konzept und ein Abdichtungskonzept haben und dies konsequent in der Planung umzusetzen, sowie mit genügend Abstand und Nachinitierungsmöglichkeiten oder Sanierungsmöglichkeiten die Nutzungsvereinbarungen unterschrieben haben und dann ein Devi zusammenstellen, haben wir für unsere Bauherren unser Bestes getan, dass das Bauwerk so dicht wie möglich bleibt.

Richtig. Und wir haben vor allem einen Sollzustand geschaffen, um dann auf der Baustelle auch einen sauberen Istzustand zu haben. Von dem her bin ich ein ganz grosser Freund davon, dass man im Vorfeld so etwas definiert.

 

Wie sieht das mit bestehenden Gebäuden aus? Hast du eine gute Lösung, um solche Immobilien nachträglich zu sanieren? Wie würdest du vorgehen? Welche Systeme würdest du wählen?

Bei bestehenden Gebäuden kommt es immer ein bisschen darauf an. Was hat dieses bisher für eine Nutzung gehabt und was hat man für eine neue Nutzung? Wenn es bisher ab und zu mal undicht war und es hat niemanden gestört, ist es natürlich viel schwierig da eine Wellnessanlage reinzumachen. Weil man das bestehende Gebäude so aufwerten muss, dass es absolut staubtrocken dicht ist. Das ist möglich. Aber das Problem ist, alle Produkte die man dort aufbringt kann man entweder in dieses Mauerwerk initiieren, d.h. man bohrt Löcher in dieses Mauerwerk und versucht dann mit Epoxidharzen oder auch Geelen das Mauerwerk so aufzuwerten, dass es eigentlich eine Epoxidharzwand ist, also eine Kunsstoffwand. Aber man kann nicht in das Bauteil reingucken, ob man wirklich alles dicht gemacht hat.

Solche Gebäude sind in der Regel nicht ständig im drückenden Wasser, sondern nur zeitweise. Weil sonst hat man sie in der Vergangenheit auch nicht nutzen können. Oder man gibt auf der Innenseite eine zweite Schicht drauf. Das heisst, man muss mit bestimmten, guten, wasserdichten Mörteln arbeitet, welche man nur auf der Innenseite aufbringt. Die Problematik ist, dass man neben dem Wasser auch noch den Dampf unter Kontrolle bringen muss.

 

Das ist ein rein bauphysikalisches Problem. Am Ende hat man eine innen liegende Schicht, die mit Wasser gepresst wird und die ist per se feiner als die Bestandeswand und die kann es früher oder später einfach wegdrücken.

Richtig. Und es gibt wirklich gute Produkte, mit denen man auch sehr viel machen kann. Bei gewissen Mauerwerken hat man aber auch optische Ansprüche. Das heisst, ich kann nicht einfach eine Kunststofffolie davor kleben, wenn ich ein schönes Mauerwerk haben möchte. Wir haben auch schon in bestehenden Kellern 25 cm dicke Wände rein betoniert, aber da verliert man ganz viel Platz. Dann kommen ganz andere Problematiken dazu, wie die Anschlüsse, den Wasserdampf, auch aufsteigende Feuchtigkeit, welche man unter Kontrolle bringen muss. Und das ist auch nicht ganz billig.

 

Zuerst die Farbe und Nutzung definieren, was man eigentlich will und dann in Szenarien denken. Dann kommt es auch wieder auf die Grösse, die Länge, die Breite und auf den Geldbeutel an.

Aber das Risiko bleibt bei jedem System, das wir machen. Denn 100%ige Sicherheit gibt es nie. Wasser ist unberechenbar und man muss einfach auch ehrlich sagen, es kann schief gehen. Und was machen wir dann? Und genau diese Wartungsthematik finde ich extrem wichtig bei jeder Variante anzuschauen, weil es kann immer was passieren, auch wenn wir gute Firmen haben, auch da kann was passieren, auch bei den Produkten. Wir haben schon von den besten Lieferanten Produkte bekommen, die einfach nicht funktioniert haben. Also es kann immer mal was schiefgehen, es kann nicht aus Bosheit oder aus mangelnder Qualität sein, sondern es kann einfach mal schiefgehen. Das muss man einfach auch bei den Bestandsaufnahmen berücksichtigen, man muss sich die Varianten anschauen, die noch übrig bleiben. Und dann muss auch der Bauherr von den Risiken her etwas mittragen. Ein Teil der Risiken kann der Bauherr mit einer Bauwesenversicherung abdecken, welche mittlerweile auch sehr gut aufgestellt sind. Man kann vielleicht eine optimierte Variante fahren und dann geht es schief, aber das Risiko muss jeder tragen. Man kann sich heute in die Augen schauen.

 

Kommen wir zur Realisierung und Umsetzung. Worauf würdest du bei der Realisierung besonders achten?

Das hängt natürlich jetzt ein bisschen davon ab, welches Abdichtungssystem man wählt. Also bei allem, was nachträglich angebracht wird, ist die Untergrundfeuchtigkeit und die Temperatur ein grosses Thema ist. Wir haben einfach viele Produkte, die nicht unter 5°C Bauteiltemperatur gehen. In der Schweiz haben wir zwischen November bis meistens so Ende März, nachts unter -5°C. Und dann gibt es ein bisschen Kondensat, wenn unter Tags alles wärmer wird. Dazu kommt manchmal noch eine sehr kalte Oberfläche vom Bauteil. In der restliche Jahreszeit kann es dann oft regnen. Von daher muss man sehr kritisch schauen, wie man das wirklich sauber machen kann. Wenn man bei der weissen Wanne bleibt, ist die Betonverarbeitung ein wichtiges Thema. Sehr viel Kies ist problematisch. Das hat zum einen damit zu tun, dass wir in gewissen Regionen keine Feinanteile mehr haben. Gerade in den Bergregionen haben wir oft zu wenig Sand im Beton. Dazu kommt der Zeitdruck auf der Baustelle. Die Schalung wird unten nicht wirklich sauber abgedichtet, also die feineren Teile fliessen auch da raus. Und wenn dies passiert, will eigentlich keiner so richtig hinschauen, weil der Bauleiter sagt, wir müssen schnell weitermachen.

Beim Abnahmeprozess und Qualitätsmanagement haben wir noch viel Potential nach oben. Der Bauherr muss auch bereit sein, dafür jemanden anzustellen und dafür auch Geld in die Hand zu nehmen, um diese Prozesse zu machen. Weil die Norm ist eigentlich relativ streng. In der SIA 274 steht drin, dass alle Bauteile abgenommen werden müssen. In der ganzen Schlussabnahme ist nicht mehr alles ersichtlich, deshalb müssen immer Zwischenabnahmen gemacht und dokumentiert werden. Aber gerade bei der Abdichtung sieht man das eigentlich nie beim Abnahmevorgang. Weil alles was aussen aufgetragen ist, ist mit Erde zugeschüttet alles was im Bauteil drin ist,  ist oft mit Beton umhüllt. Also man sieht das Produkt nicht mehr. Wenn man die Norm ganz krass auslegt braucht es eine eins-zu-eins-Betreuung. Der Bauleiter müsste eigentlich jeden Arbeitsschritt der die Bauunternehmung macht, eins zu eins abnehmen. Das gleiche gilt auch für die weisse Wanne, wenn die Flächen bei der Abnahme nicht mehr zugänglich sind. Bei den Zwischenabnahmen muss genau geschaut und gemeinsam angegangen werden, weil nur so kann die Qualitätssicherung stattfinden.

 

Wenn man dann trotzdem Mängel bemerkt und bei meinen Bauteilen Wasser eintritt. Wie muss man dann vorgehen?

Wenn Wasser aus der Wand läuft, weil man direkt drauf schauen kann, ist es relativ einfach das Problem zu beheben. Aber es ist eigentlich oft ein Fehler, der vorher gemacht wurde und dann immer eine Mängelbeseitigung nachher entsteht. Wir wissen nicht genau, was drin ist. Bei vielen Gutachten, die ich schreibe, frage ich Bauunternehmer: Was ist da drin? Das muss man wissen. Im Plan steht Abdichtung gem. Baumeister. Kein Mensch weiss was eingebaut wurde oder ob es drin ist. Dann muss man als Gutachter Kernbohrungen machen. Man guckt, was wurde da gemacht. Findet man innen am Bauteil oder aussen eine Abdichtung oder findet man gar nichts. Das sind die Schäden, die nachher gross werden und es liegt wirklich im Bauprozess, dass man irgendwo Fehler macht und da ist es egal, ob es grosse oder kleine Projekte sind. Es sind es oft systematische Fehler, man hat vielleicht das ganz falsche Produkt verwendet, zu der falschen Jahreszeit oder man hat Quellen für das Produkt genutzt, aber eigentlich ist es für die Anwendung gar nicht zugelassen. Und das ist die Problematik, wenn man keinen Verantwortlichen hat, der den Prozess von Anfang bis Ende begleitet.

Für das Flachdach gibt es mittlerweile sehr gute Firmen, die lokal solche Mängel beheben können, da kann man ganz anders vorgehen. Und auch bei der Elektronik wird es verschiedene Möglichkeiten geben, weil auch im Nachhinein noch viele Fehlstellen zu finden sind. Unter Terrain ist die einfachste Variante, aber auch die teuerste, man versucht, von innen zu reparieren. Da gibt es eigentlich nur lokal anbohren, injizieren und hoffen, dass das Wasser sich nicht einen anderen Weg sucht und man macht mit einer behobenen Stelle nicht fünf neue auf.

 

Also zusammenfassend: Einen Gutachter beauftragen, der analysiert, was gemacht worden ist, die Produkte sucht und hoffentlich planmässig herausfindet, was gemacht werden muss. Wenn man weiss, welche Materialien verwendet wurden ein Sanierungskonzept aufstellen, dieses durchführen und am Schluss klären, wer das bezahlt.

Vielleicht noch mal mein Tipp an alle Bauherren eine Gebäudewasserversicherung abzuschliessen ist sehr, sehr wichtig, weil die Versicherungen alle Schäden, die bis CHF 100’000 geregelt werden können, nicht ohne grosse rechtliche Mittel einzulegen, übernehmen.

 

Was sind Deine Leistungen von Vistona Experts AG?

Wir bieten eigentlich alles von dem Prozess an, den wir jetzt besprochen haben. Wir sind ganz am Anfang der Projektentwicklung dabei, wissen so was von der Nutzung gewünscht wird und können auf 90 % genau Abdichtung eines Produktes oder Abdichtungskonzept vorschlagen. Wenn wir den Bauherren eine gewisse Kosten- und Planungssicherheit bieten können. Im Vorprojekt legen wir zusammen mit den Geologen und Ingenieure Etappierungen und Produkte fest. Qualitätsprotokolle für die Nutzungsvereinbarung wird so formuliert, dass es für beide Seiten klar ist, was sie bekommen und was es für Restrisiken gibt. Dann schreiben wir die Sachen aus. Wenn es gewünscht wird, können wir uns dann auch die Vergleiche anschauen und bewerten oder bieten uns auch so für die Umsetzung an. Wenn wir dann auf die Baustelle gehen, haben wir eine eigene Gruppe, die das umsetzt und auch Subunternehmer für bestimmte Leistungen, die wir selber nicht abdecken können und machen dort auch Qualitätsmanagement und den ganzen Ausführungsprozess. Und wenn es dann doch schiefgegangen ist, versuchen wir so schnell wie möglich erst mal die Ursache zu finden, damit der Verursacher dieses Problem beheben kann. Auch da haben wir eine eigene Abteilung, die das machen kann. Aber oft ist es schon so, dass wir unsere Expertise zur Verfügung stellen, weil wir einfach mit 25 Jahren Erfahrung, die wir haben, natürlich etwas schneller sind.

 

Als kleine Zusammenfassung: Das Vorprojekt braucht eine geologische Begutachtung und eine Nutzungsvereinbarung, dann kann ein sauberes Abdichtungskonzept erstellt werden. Im besten Fall mit produktspezifischen Themen schon drin, was dann zur Ausführung gegeben werden kann. Es braucht nicht unbedingt immer diese Unternehmervarianten, was du nicht unbedingt befürwortet hast und was ich auch nicht befürworte. Man braucht einen Fachmann, der das beurteilen kann, damit in der Ausführung keine Fehler gemacht werden und der ein gutes, schriftliches Qualitätsmanagement führt. Wenn doch etwas schief geht, mit einem Experten diese Schritt-für-Schritt-Anleitung, die wir vorhin besprochen haben, durchzugehen, damit man wieder Freude an dem Objekt hat und kein Wasser eindringt.

 

Vielen Dank an Eric für dieses tolle und aufschlussreiche Gespräch.

 

 

Ich hoffe ich konnte dir einen guten Überblick über das Thema Abdichtungen im Untergeschoss geben. Wenn es dir gefallen hat, hinterlasse mir doch eine Bewertung auf welchem Portal auch immer und teile diesen Beitrag, damit auch andere Menschen von diesem KnowHow profitieren können. Solltest du noch eine Frage zu einem anderen Thema haben, hinterlasse mir doch ein Feedback in den Kommentaren, dann können wir gezielt auf deine Frage eingehen.

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